In der Führung geht es nicht nur darum, Entscheidungen zu treffen und Anweisungen zu geben. Eine der wirkungsvollsten Techniken, um das Engagement und die Motivation Ihrer Mitarbeitenden zu steigern, besteht darin, offene Fragen zu stellen und aufmerksam zuzuhören – ein Konzept, das als Respectful Inquiry bekannt ist.
Warum offene Fragen den Unterschied machen
Offene Fragen erfüllen drei zentrale Bedürfnisse der Mitarbeitenden, die laut der Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory, SDT) entscheidend für ihre Zufriedenheit und Motivation am Arbeitsplatz sind:
- Beziehung: Sie stärken die Verbindung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden, indem sie signalisieren, dass deren Meinungen und Gedanken geschätzt werden.
- Kompetenz: Mitarbeitende fühlen sich wertgeschätzt und befähigt, wenn sie durch offene Fragen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen können.
- Autonomie: Offene Fragen lassen Raum für eigenständige Entscheidungen, indem sie den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Antworten selbst zu formulieren und dabei eigene Schwerpunkte zu setzen.
Wie stellt man die richtigen Fragen?
Es geht nicht nur darum, Fragen zu stellen, sondern die richtigen Fragen zu wählen. Offene Fragen, die nicht mit einem einfachen „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können, regen die Mitarbeitenden zum Nachdenken an und fördern kreative Lösungen. Anstatt zu fragen:
„Läuft alles nach Plan?“, stellen Sie lieber eine Frage wie:
„Was können wir tun, um die aktuellen Herausforderungen im Projekt besser zu meistern?“
Durch solche Fragen signalisieren Sie, dass Sie die Perspektiven und das Wissen Ihrer Mitarbeitenden schätzen. Das wiederum motiviert Ihr Team und schafft Raum für Lösungen, die gemeinsam erarbeitet werden.
Warum Zuhören genauso wichtig ist wie Fragen
Das Stellen der richtigen Fragen ist nur die halbe Miete. Ebenso wichtig ist es, nach der Frage wirklich zuzuhören. Wenn Sie beispielsweise nach einer Antwort direkt auf Ihr Smartphone schauen oder schon halb im Gehen sind, vermitteln Sie Ihrem Gegenüber, dass Ihnen die Antwort nicht wirklich wichtig ist.
Richtiges Zuhören bedeutet, dem Gesprächspartner volle Aufmerksamkeit zu schenken, aktiv zuzuhören und die Antworten zu reflektieren. Dies stärkt das Vertrauen und zeigt, dass Sie das, was gesagt wird, ernst nehmen.
Wo und wann entfaltet Respectful Inquiry die größte Wirkung?
Respectful Inquiry kann in vielen Führungssituationen eingesetzt werden – sei es in Meetings, im informellen Gespräch oder im formellen Feedback-Gespräch. Besonders in stressigen Phasen oder unter Zeitdruck neigen Führungskräfte dazu, schnelle Anweisungen zu geben, anstatt Fragen zu stellen. Doch gerade in diesen Momenten ist es besonders wirkungsvoll, offene Fragen zu stellen, da sie die Motivation Ihrer Mitarbeitenden steigern und deren Eigenverantwortung stärken.
Ein häufiger Fehler: Viele Führungskräfte stellen diese Fragen nur den bereits motivierten Mitarbeitenden. Doch Respectful Inquiry wirkt besonders stark bei denjenigen, die weniger engagiert sind. Durch diese Technik können Sie auch weniger motivierte Mitarbeitende aktivieren und ihnen den Raum geben, sich stärker einzubringen.
Wissenschaftlich belegt: Die Studie von Van Quaquebeke und Felps
In einer richtungsweisenden Studie haben Niels van Quaquebeke und Will Felps die Wirkung von Respectful Inquiry untersucht. Sie zeigen, dass Führungskräfte, die regelmäßig offene Fragen stellen und ihren Mitarbeitenden aufmerksam zuhören, nicht nur deren Engagement fördern, sondern auch die intrinsische Motivation steigern. Dies wirkt sich positiv auf die gesamte Teamdynamik aus und führt langfristig zu besseren Ergebnissen.
Fazit: Zuhören und Fragen als Führungsinstrument
Offene Fragen und aktives Zuhören sind mehr als nur Kommunikationswerkzeuge. Sie schaffen eine Kultur des Respekts, des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Führungskräfte, die Respectful Inquiry gezielt einsetzen, fördern das Engagement und die Eigenverantwortung ihrer Mitarbeitenden – und damit auch die Leistungsfähigkeit des gesamten Teams.
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