Die Corona-Pandemie hat unsere Arbeitswelt radikal verändert. Viele Unternehmen drängen ihre Mitarbeitenden nun wieder zurück ins Büro – oft mit dem Argument der Produktivität. Doch ist das der richtige Weg? Die wissenschaftliche Evidenz spricht eine andere Sprache. Was wir jetzt brauchen, sind maßgeschneiderte Konzepte für die optimale Arbeitsumgebung jeder Organisation.
Der Produktivitätsmythos
Die Behauptung, Homeoffice schade grundsätzlich der Produktivität, ist wissenschaftlich längst widerlegt. Aktuelle Metaanalysen, die über 40.000 Mitarbeitende berücksichtigen (Gajendran et al., 2024; Hall et al., 2024), zeigen eindeutig positive Effekte des hybriden Arbeitens auf Produktivität, Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung – wenn es richtig gestaltet wird. Die entscheidende Frage ist nicht „Homeoffice ja oder nein?“, sondern „Wie gestalten wir unsere Arbeit so, dass wir maximale Wertschöpfung erreichen?“.
Was die Wissenschaft sagt
Die Forschung zeigt deutliche Vorteile hybriden Arbeitens. Optimal sind dabei 2-3 Tage Homeoffice pro Woche. In diesem Rahmen lassen sich messbare positive Effekte nachweisen: Die Mitarbeiterzufriedenheit steigt durch die gewonnene Flexibilität. Die Produktivität profitiert von fokussierten Arbeitsphasen zu Hause bei gleichzeitigem persönlichem Austausch im Büro. Die Mitarbeiterbindung wird gestärkt, da Unternehmen als moderne, vertrauensbasierte Arbeitgeber wahrgenommen werden. Die Work-Life-Balance verbessert sich durch wegfallende Pendelzeiten und flexiblere Arbeitsgestaltung.
Führung neu denken
Die hybride Arbeitswelt stellt neue Anforderungen an Führungskräfte. Statt Präsenzkontrolle sind jetzt andere Qualitäten gefragt: klare Zieldefinition, ergebnisorientierte Führung und die Fähigkeit, auch virtuell Vertrauen und Zusammenhalt zu schaffen. Besonders in internationalen oder standortübergreifenden Teams ist virtuelles Führen längst Realität – und eine Kernkompetenz erfolgreicher Manager.
Neue Führungskompetenzen
Führung in hybriden Teams erfordert neue Fähigkeiten. Ergebnisorientierte Führung bedeutet, klare Ziele zu setzen und Erfolg an Ergebnissen statt an Anwesenheit zu messen. Virtuelle Kommunikationsfähigkeit umfasst sowohl technische Kompetenz als auch die Fähigkeit, digital Präsenz und Nähe zu schaffen. Vertrauensbasierte Teamführung setzt auf Autonomie und Eigenverantwortung statt Kontrolle. Die hybride Meeting-Moderation muss virtuelle und präsente Teilnehmende gleichwertig einbinden. Der sichere Umgang mit digitalen Collaboration-Tools ist nicht nur technisch, sondern auch methodisch wichtig.
NEUE FÜHRUNGSKOMPETENZEN
- Ergebnisorientierte Führung
- Virtuelle Kommunikationsfähigkeit
- Vertrauensbasierte Teamführung
- Hybride Meeting-Moderation
- Digitale Collaboration-Tools
„Our Best Work Environment“ – Ein systematischer Ansatz
Der Weg zur optimalen Arbeitsumgebung ist ein Transformationsprojekt. Anders als viele Change-Initiativen muss es aber von der Produktivität her gedacht werden: Was brauchen wir, um unsere Ziele bestmöglich zu erreichen? Ein „Our Best Work Environment“-Projekt folgt dabei einem klaren Prozess:
- Analyse der Ausgangssituation
- Mission und Ziele der Einheit präzise definieren
- Kernprozesse und Schnittstellen analysieren
- Messbare Produktivitätskriterien entwickeln
- Gestaltung der Arbeitsorganisation
- Führungs- und Kommunikationskonzept entwickeln
- Meeting- und Präsenzstruktur optimieren
- Virtuelle Zusammenarbeitsformate etablieren
- Integration individueller Bedürfnisse
- Persönliche Arbeitspräferenzen erheben
- Teamdynamiken berücksichtigen
- Work-Life-Balance ermöglichen
- Testphase und Evaluation
- Klare Erfolgskriterien definieren
- Kontinuierliches Feedback einholen
- Produktivitätsfaktoren systematisch messen
Erfolgsfaktoren für hybrides Arbeiten
Ein maßgeschneidertes Konzept berücksichtigt die spezifischen Anforderungen jeder Organisationseinheit. Dazu gehört eine präzise Definition von Produktivität: Was sind die messbaren Outputs und Erfolgskriterien? Die Erfolgsmessung muss transparent und nachvollziehbar sein. Eine regelmäßige Evaluation überprüft nicht nur harte Kennzahlen, sondern auch weiche Faktoren wie Teamzusammenhalt und Mitarbeiterzufriedenheit. Flexible Anpassung bedeutet, das Modell kontinuierlich weiterzuentwickeln und an veränderte Bedingungen anzupassen.
ERFOLGSFAKTOREN FÜR HYPRIDES ARBEITEN
- Maßgeschneidertes Konzept pro Einheit
- Klare Produktivitätsdefinition
- Transparente Erfolgsmessung
- Regelmäßige Evaluation
- Flexible Anpassung
Die Balance finden
Die optimale Mischung aus Präsenz und Remote Work ist für jede Organisation anders. International arbeitende Teams brauchen andere Lösungen als lokale Einheiten. Kundenorientierte Bereiche andere als interne Dienstleister. Entscheidend sind:
- Art der Aufgaben und Prozesse
- Teamstruktur und -größe
- Geografische Verteilung
- Kundenanforderungen
- Individuelle Präferenzen
Erfolgreiche Organisationen entwickeln ihr eigenes Modell – basierend auf klaren Produktivitätszielen und unter Berücksichtigung aller Stakeholder.
Wie wir es selbst gemacht haben, beraten wir auch unsere Kunden
Die Pandemie vor 5 Jahren hat uns selbst bei Breitenstein gezwungen, ganz neue Arbeitsweisen in unseren Beratungsprojekten zu entwickeln. Wir haben festgestellt: Um produktiv zu sein brauchen wir nach wie vor einen gemeinsamen Ort, wo wir uns regelmäßig treffen und zusammenarbeiten und austauschen – 2-3 Tage die Woche. Und jede/jeder von uns braucht auch Homeoffice, um Fahrzeit zu sparen, selbstorganisiert und konzentriert an den Projekten zu arbeiten und den privaten Alltag optimal mit der Arbeit zu integrieren. Denn wir haben immer Kundentermine und Workshops, wo mehrtägig gereist werden muss.
In unserem Büro brauchen wir optimale Bedingungen: ein Büro das zentral liegt (bei uns im Herzen von München), in dem sich alle wohl fühlen, dort auch mit top-Ausstattung für virtuelle Trainings und Meetings und Raum für Workshops und Kundenbesuche. Und einer schönen Küche. Dieses Büro haben wir uns (die MitarbeiterInnen) nach eigenem Geschmack selbst so eingerichtet, dass wir und unsere Kunden gerne dorthin kommen. Wir haben unser optimales Setup nach ein paar Verbesserungsschleifen auf dem Weg gefunden, wie wir den Beratungsprozess auch für unsere Kunden gestalten. Und da ist jedes Unternehmen anders und braucht etwas anderes.
Hybrid ist die Zukunft!
Die Zukunft der Arbeit wird hybrid sein – nicht als Kompromiss, sondern als bewusst gestaltete, produktivitätsoptimierte Arbeitsform. Der Weg dorthin erfordert systematische Analyse, klare Konzepte und kontinuierliche Evaluation. Aber der Aufwand lohnt sich: Für Mitarbeitende, Führungskräfte und den Unternehmenserfolg.